Ihr Lachen ist ansteckend, ihr Auftreten äußerst sympathisch und ihre musikalischen Interpretationen sind außergewöhnlich. Sie macht ihrem Namen alle Ehre: Sol Gabetta strahlt, wenn sie die Bühne betritt, ihre Augen leuchten, wenn sie ihrem Publikum gegenübersteht. Das Erfolgsrezept der Cellistin: Leidenschaft, Charisma, Respekt. Respekt vor der Musik, vor ihrem Instrument, vor den Menschen, für die sie spielt, und vor sich selbst. In drei Konzerten bringt sie in diesem Sommer als Fokus-Künstlerin zusammen mit ihrem Cello, das sie liebevoll „Herr Gabetta“ nennt, ihr musikalisches Strahlen auf die Bühnen des Rheingau Musik Festivals.
Sol Gabetta ist überzeugt: „Musik zu machen, ist ein Spiegel unserer Persönlichkeit.“ Denn die Gesamtheit der eigenen Erfahrungen macht jeden Menschen zu dem, was er ist. Sie prägen einen das ganze Leben lang, verändern Sicht- und Handlungsweisen und nehmen somit Einfluss auf die Persönlichkeit. Und das findet wiederum seinen Ausdruck beim Musizieren: In jeder Aufführung eines Werkes schwingen hunderte von Erfahrungen in der Musik mit. Nicht nur die der Musikerinnen und Musiker, die das Werk interpretieren, auch die des Komponisten und die der Menschen im Publikum. Das machen Musik und Kunst generell zu etwas so Besonderem. „Musik erinnert die Menschen daran, dass sie ein Herz haben. Und dass es Dinge, Gefühle, Spiritualität gibt, die ihren Verstand übersteigen“, sagt die Cellistin.
Für Sol Gabetta gibt es aber noch eine weitere Komponente, die beim Musizieren eine gewichtige Rolle spielt: eine gewisse Neugier, die Lust, sich auszuprobieren, der Hunger auf mehr. „Ich brauche Musiker um mich herum, die mit ihrer Musik etwas zum Ausdruck bringen wollen, die einem Idealismus folgen.“ Das umfasst nicht nur eine intensive Auseinandersetzung mit der Musik, mit Komponistenbiografien und der Zeit, in der die Werke entstanden sind, sondern bedeutet auch, das, was man tut, zu hinterfragen, neu zu denken, Perspektiven zu wechseln. So beschäftigt sich die Cellistin in der Sendung „KlickKlack“ von BR-Klassik, die sie seit 2010 im Wechsel mit Schlagzeuger Martin Grubinger moderiert, mit verschiedensten Interpretinnen und Interpreten unserer Zeit, mit bemerkenswerten musikalischen Projekten und besonderen Konzertformaten. Außerdem initiiert sie auch selbst immer wieder neue Festivals und spannende Konzertprojekte, etwa ihr 2006 gegründetes SOLsberg Festival im schweizerischen Olsberg oder das 2021 ins Leben gerufene Format PRESENZA mit dem Orchestra della Svizzera italiana in Lugano, in dem die Grenzen des klassischen Konzerts neu ausgelotet werden.
Dass Sol Gabetta viele ihrer Projekte in der Schweiz verwirklicht, kommt nicht von ungefähr. Seit vielen Jahren lebt die in Argentinien geborene Cellistin französisch-russischer Eltern nun schon dort, und seit 2018 besitzt sie auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Für die Cellistin ist klar: Wenn es um klassische Musik geht, kommt man an Europa nicht vorbei. Dort gibt es auf kleinstem Raum so viele bedeutende Kulturzentren, so viele verschiedene Kulturen, die aufeinandertreffen, so viel unterschiedliche Musik, die es sich lohnt zu entdecken.
„Als Musikerin ist man ständig damit konfrontiert, mit unterschiedlichen Nationalitäten und deren Kulturen zu tun zu haben“, sagt Sol Gabetta, die selbst sechs Sprachen fließend spricht und schon in mehreren Ländern dieser Welt gelebt hat. Ihr Geburtsland Argentinien hat sie bereits mit elf Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter – selbst Pianistin – und ihrem älteren Bruder Andrés verlassen. Das Ziel: die Escuela Superior de Musica Reina Sofia in Madrid, an der die beiden begabten Kinder ein Stipendium für ein Musikstudium erhalten hatten. „Es ging dabei nicht um eine internationale und solistische Karriere ihrer Kinder, sondern darum, uns eine Zukunft mit der Musik zu geben.“ Nachdem sich Sol als kleines Mädchen zunächst an der Geige ihres Bruders versucht hatte, verliebte sie sich mit viereinhalb Jahren in das Cello. Ihr weiterer Weg führte sie schließlich von Madrid nach Basel, wo sie bei Ivan Monighetti studierte, der bis heute Freund und Mentor geblieben ist, bevor sie ihr Examen bei David Geringas in Berlin absolvierte.
Vor kurzem noch spielte Sol Gabetta bis zu 130 Konzerte im Jahr, mittlerweile sind es sehr viel weniger geworden. „Ich musste lernen, in sehr wenig Zeit sehr effektiv zu sein. Und diese Effektivität bedeutet für mich, eben nicht mehr Konzerte zu spielen, sondern eher, mich selbst besser kennenzulernen und zu wissen, wie viel Zeit ich brauche – für jedes Stück oder auch für jedes Projekt.“
K 102 | 5.8. | Sa. 19 Uhr
kING Kultur- und Kongresshalle Ingelheim am Rhein
Veronika Eberle, Violine
Antoine Tamestit, Viola
Sol Gabetta, Violoncello
K 151 | 30.8. | Mi. 19 Uhr
Schloss Johannisberg
Fürst-von-Metternich-Saal
Sol Gabetta, Violoncello
Kristian Bezuidenhout, Hammerflügel
K 154 | 31.8. | Do. 20 Uhr
Kurhaus Wiesbaden
Friedrich-von-Thiersch-Saal
Veronika Eberle, Violine
Antoine Tamestit, Viola
Sol Gabetta, Violoncello