© Christian Palm
Text: Ilona Schneider
Raus auf die Bühne, Programm abspulen, Applaus entgegennehmen: Fabian Müller ist das definitiv nicht genug für ein erfülltes Leben im Zeichen der Musik. Es war ihm schon immer zu wenig, auch wenn er mittlerweile zu den am höchsten gehandelten Pianisten seiner Generation zählt. Auch wenn er auf den Bühnen der Welt von Elbphilharmonie bis Carnegie Hall inzwischen seine umjubelten Debüts gefeiert hat. „Mir reicht das nicht“, sagt der sympathische Pianist frei heraus und überlegt sogar, ob von all dem überhaupt etwas übrigbleiben wird, wenn er dereinst auf seine Karriere zurückblickt.
Fabian Müller geht es um mehr, als ein Konzert nach dem anderen zu geben, als von Erfolg zu Erfolg zu hasten. „Kreativ sein“, das möchte er und hat in zahlreichen Projekten und Herausforderungen gezeigt, was er damit meint. Als Solist Konzerte mit klassischer Rollenverteilung zu geben, ist nur eine der Müller’schen Facetten. Authentisch, ohne Show und Getöse hat er sich ganz nach oben gespielt und genießt nun die Freiheiten, die sich ihm bieten.
Dazu gehört, auf der Bühne immer mehr Fäden in die eigene Hand zu nehmen. Die Leitung eines Konzertes etwa, denn Müller – seit 2020 selbst Professor an der Kölner Musikhochschule – hat neben seinem Klavier- auch ein Dirigierstudium absolviert. Vom Flügel aus zu dirigieren, ist für ihn in Werken von Bach, Mozart und Beethoven eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es sei für ihn wahrhaft ein Traum, schwärmt Müller, mit den Orchestermusikern auf diese Weise ganz direkt kommunizieren zu können. Sich gegenseitig direkt zuzuhören, kammermusikalisch miteinander zu musizieren und zu kommunizieren, ohne auf die Vermittlung eines Dirigenten angewiesen zu sein – das gefällt Fabian Müller, da ist er in seinem Element. An Schnittstellen zu arbeiten, zuzuhören, Lösungsansätze zu finden, das sind seine Lieblingsbeschäftigungen – ob als Solist, Dirigent, Professor Musikvermittler oder inzwischen sogar verstärkt als Komponist.
Auch was gespielt wird, ist für Müller eine bewusste und selbstbestimmte Entscheidung. Eine eigene Konzertreihe zu gestalten, eigene programmatische Vorstellungen zu verwirklichen – das ist so ein anderer Traum, den Müller inzwischen hat wahr werden lassen. Etwa mit der Kammermusikreihe „Bonner Zwischentöne“, die er in seiner Heimatstadt ins Leben gerufen und mit der er in diesem Jahr sozusagen auf Reisen geht. Denn im Rahmen der Zwischentöne hat er mit befreundeten Musikerinnen und Musikern ein eigenes Ensemble gegründet und stellt es diesen Sommer im Rheingau vor. The Trinity Sinfonia heißt es und trägt Fabian Müllers musikalische Wurzeln im Namen: In der Bonner Trinitatiskirche, wo sein Vater als Pfarrer tätig war, erfuhr Müller seine erste musikalische Prägung und veranstaltet heute seine Zwischentöne-Reihe.
Fabian Müller ist eine Mehrfachbegabung. Ganz so, wie Wolfgang Amadeus Mozart es war. Ihm widmet er sein erstes Rheingauer Konzert mit der Trinity Sinfonia. Und wie es so die Müller’sche Art ist: Das Programm durchschreitet einen ganzen Mozart-Kosmos und wagt dabei eine ungewöhnliche Dramaturgie. Das Programm verschränkt Sinfonie mit Kammermusik, Klavierkonzert mit solistischem Klavierrepertoire. Zu Mozarts eigener Zeit eine übliche Programmstruktur. Heutzutage ein Ohrenöffner. Denn die verschieden besetzten Meisterwerke beleuchten sich gegenseitig. Müller, Mozart und die Trinity Sinfonia bereiten eine emotionale Achterbahnfahrt auf der Bühne. So mag es Fabian Müller! Das ist für ihn „wahnsinnig aufregend, wahnsinnig bereichernd“: „Das ist ein Traum!“
K 116 | 10.8. | Do. 20 Uhr
Kurhaus Wiesbaden
Friedrich-von-Thiersch-Saal
Fabian Müller Klavier
The Trinity Sinfonia
Wolfgang Amadeus Mozart
Andante aus Serenade für Bläser c-Moll KV 388/384a
Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur KV 449
Andante aus Klavierquartett Nr. 1 g-Moll KV 478
Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550
Fantasie d-Moll KV 397
Klavierkonzert Nr. 23 A-Dur KV 488