Foto: Khatia Buniatishvili © Gavin Evans

Khatia Buniatishvili © Esther Haase
Khatia Buniatishvili © Esther Haase

Khatia Buniatishvili macht es spannend in diesem Jahr. Die Konzertprogramme für die zwei Orchesterkonzerte mit unserer Artist in Residence sowie für den Duo-Abend mit ihrer Schwester Gvantsa stehen bereits fest. Was sie ihrem Publikum allerdings in ihrem Solorezital darbieten wird, bleibt vorerst noch ein kleines Geheimnis. Trotzdem können wir Ihnen in diesem Artikel schon einiges über ihre Herangehensweise an Musik, die Konzeption ihrer Programme und die Beziehung zu ihren musikalischen Partnern verraten.

„Mir ist dieses eine Leben nicht genug“

Die Pianistin Khatia Buniatishvili liebt die Herausforderung und das Risiko. Sie macht alles, was sie tut, mit vollem Einsatz und ganzem Herzen. Und das spiegelt sich auch in ihrem Klavierspiel und in der Konzeption ihrer Konzertprogramme und CD-Einspielungen wider. Als Artist in Residence des diesjährigen Rheingau Musik Festivals wird sie die ganze Bandbreite ihres pianistischen Könnens auf die Bühne bringen und zeigen, warum sie es mit ihrem Klavierspiel an die Spitze der Klassikwelt geschafft hat.

Mit vier unterschiedlichen Konzertprogrammen empfängt Buniatishvili in diesem Jahr ihr Publikum im Rheingau und in Wiesbaden. Zwei der Abende warten mit großen sinfonischen Werken auf: Gleich zu Beginn des Festivals wird die Pianistin gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Paavo Järvi Sergei Rachmaninows hochvirtuoses zweites Klavierkonzert präsentieren (30.6., 17 Uhr & 20 Uhr). Ein Werk voller Emotionalität, klanggewaltig, farbenreich, voller technischer Schwierigkeiten und geprägt von den aufreibenden Lebensumständen, in denen sich der Komponist zum Zeitpunkt der Werksentstehung befand. Ähnlich verhält es sich mit Pjotr Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1, das Buniatishvili an der Seite des Gstaad Festival Orchestras unter Jaap van Zwedens Leitung interpretieren wird (19.8., 17 Uhr & 20 Uhr). Auch dieses Werk bewegt sich an den Grenzen des Spielbaren, ist voll von leidenschaftlichem Ausdruck und lotet das Gefühlsspektrum von melancholischer Traurigkeit bis jubelnder Fröhlichkeit aus. Mit Hingabe widmet sich unsere Artist in Residence diesen beiden Referenzwerken der Klavierliteratur. Sie liebt die russische Musik, gerade weil sie solch emotionale Tiefe bereithält, weil sie sich nicht scheut, das menschliche Innere nach außen zu kehren. „Am wichtigsten ist mir der Geist des Komponisten. Ich will sein Universum verstehen.“ Wir dürfen gespannt sein, wie Khatia Buniatishvili diese beiden gewichtigen Klavierkonzerte an ihr Publikum herantragen wird.

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Zusammen mit ihrer älteren Schwester Gvantsa wird die Pianistin in diesem Sommer auch einen Klavierduo-Abend gestalten (9.7.). „Der musikalische Dialog zwischen meiner Schwester und mir ist geprägt von tiefem Vertrauen und völliger Natürlichkeit. Bei ihr fühle ich in Sachen Ausdruck, Phrasierung, Atmung und Gestaltung absolutes, bedingungsloses Verständnis.“ Gemeinsam werden sie ihr Publikum am Klavier durch das 19. und 20. Jahrhundert führen. In diesem Konzert stehen Franz Schuberts wehmütige, kurz vor seinem Tod komponierte Fantasie in f-Moll, D 940, sowie eine Auswahl aus Johannes Brahms bekannten Ungarischen Tänzen WoO 1 und Franz Liszts virtuose Ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll für Klavier zu vier Händen auf dem Programm. Mit einer Fantasie über Themen aus Georges Gershwins Oper „Porgy and Bess“, hier im Arrangement für zwei Klaviere, vollziehen die zwei Schwestern den Wechsel in die Musik des 20. Jahrhunderts, der sich in der südamerikanisch anklingenden Scaramouche-Suite von Darius Milhaud fortsetzt. „Wenn wir zusammen am Klavier sitzen, verändern wir vieles. Denn beide sind wir ziemlich spontan“, erzählt Khatia Buniatishvili. „Dabei geht aber nie die Balance verloren.“

Zuletzt begibt sich die Pianistin alleine auf eine musikalische Reise mit ihrer Zuhörerschaft (3.9., 17 Uhr & 20 Uhr). Ihre Solorezitals zeichnen sich durch besondere Intimität und Tiefsinnigkeit aus. Hier kommt ihre intellektuelle Seite, ihre reflektierte Sicht auf die Welt besonders zum Vorschein. Buniatishvili konzipiert ihre Rezitalprogramme häufig wagemutig, mal über alle Epochen oder Genregrenzen hinweg, mal mit einem Leitgedanken, mal auf einen kleinen musikalischen Kosmos fixiert. „Der menschliche Geist ist doch wie ein Labyrinth, mit unerwarteten Kurven und Wendungen. Was ich suche, ist die Essenz des menschlichen Wesens.“

Khatia Buniatishvili © Gavin Evans
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Alle Konzerte von Khatia Buniatishvili mit Ausnahme des 9.7. finden jeweils um 17 und 20 Uhr statt.