So idyllisch Kloster Eberbach, so imposant Schloss Johannisberg, so malerisch die Weingüter des Rheingaus – besonders leicht zu erreichen sind sie ohne Auto leider alle nicht. Und so Pilgern und Besucher jedes Jahr mit ihren Autos zu unseren Spielstätten. Um da nicht im Verkehrschaos zu versinken braucht es nicht nur eine gute Planung, sondern auch zuverlässige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort: unsere Parkplatzdienstler.
Was so ein Parkplatzdienstler macht, von den vielen kleinen Abenteuern, die der Job mit sich bringt und vom Spaß, den man natürlich ebenso hat, erzählt unser langjähriger Parkplatzanweiser Jean-Paul Janata:
Im Rheingau, und auch über unseren schönen Fleck Erde hinaus, kennt man das Rheingau Musik Festival. Deshalb wundert es nicht, dass man schon früh als Jugendlicher von Arbeitsmöglichkeiten beim RMF hört. In meinem Fall wurde ich über meine älteren Schwestern „angeworben“, die bereits als Hostessen dort gearbeitet haben, und ich begann 2016, mit 17 Jahren, beim RMF-Parkplatzdienst zu arbeiten. Insgesamt kann ich also auf dankbare fünf Jahre Parkplatzdienst zurückschauen. (2020 konnte das Festival ja nicht stattfinden.)
Der Parkplatzdienst besteht im Allgemeinen aus dem Durchführen von Parkplatzanweisungen mit Funkgeräten (oder kurz „Funken“), das Achten auf Regelungen und das Auf- und Abbauen von Konzertevents. Die Arbeit ist – vor allem für Minderjährige – ein guter erster Einstieg ins Berufsleben, mit sehr angemessener Entlohnung, die sogar erhöht wird, wenn man ein drittes Jahr in Folge dort weiterarbeitet.
Im Rahmen der Arbeit wird man in die unterschiedlichen, nahegelegenen Spielstätten des Rheingaus eingeteilt, die im Sommer am schönsten sind. Von Eltville bis Johannisberg und von Kloster Eberbach bis Ingelheim darf man an den Orten mit den besten Ausblicken arbeiten. Auch lernt man viele verschiedene Leute kennen und arbeitet meistens mit gleichaltrigen zusammen; wenn man Glück hat, sogar mit Freunden (weswegen ich nur empfehlen kann, sich gemeinsam mit seinen Freunden zu bewerben!). Aber auch durch ein gemeinsames Essen zum Saisonstart und anderen RMF-internen Feiern findet sich die Möglichkeit, coole Bekanntschaften zu machen und nach Diensten gemeinsam abzuhängen. Ein großer Pluspunkt ist, wenn man gerne Musik hört, da es Konzerte verschiedenster Musikrichtungen gibt und man ab und zu etwas mithören kann.
Es macht Spaß beim Parkplatzdienst mit den Funken zu arbeiten (auch wenn man darauf achten muss, sich nicht zu viele Scherze darüber zu erzählen) und gemeinsam herauszufinden, wie man die Parkplätze möglichst effizient für die Anzahl der Konzertbesucher aufteilt. Außerdem lernt man zu koordinieren, wie man mit Gästen kommuniziert und umgeht und wie man im Team arbeitet. Besonders stechen hier gemeinsame Arbeitstage an Großveranstaltungen, wie die Steinberger Tafelrunde oder das Schlossfest auf Vollrads heraus, an welchen man als Gruppe unter anderem Bühnenelemente und Sitzmöglichkeiten auf- und abbaut, sowie gemeinsam isst und Pause macht. Es gibt auch witzige und ungewöhnliche Herausforderungen beim Parkplatzdienst: Von feststeckenden Autos aus dem Ackerschlamm zu ziehen bis hin zu einem halbwegs strukturierten Parkmuster auf einer Wiese zu finden, damit Gäste nach der Veranstaltung sicher wieder wegfahren können, ist alles dabei.
Hier ein kleines Beispiel für den abenteuerlichen Parkplatzdienst-Alltag: Bei einem ausverkauften Konzert im Kloster Eberbach müssen oft die Parkgelegenheiten so verteilt werden, dass sogar auf dem Seitenstreifen der zum Kloster führenden Landstraße geparkt wird. Zu einem bestimmten Zeitpunkt fährt dann unser technischer Leiter, Jens Miska, die Landstraße ab, um die eigentlich in beide Richtungen befahrbare Straße für den Abend zu einer Einbahnstraße zu machen – natürlich ganz legal und mit Genehmigung. So können Gäste ihre Autos in eine Richtung parken, ohne den Verkehr zu behindern. Einige Male sollte ich mit Kollegen die Aufgabe übernehmen, die Autos entlang der Linie voreinander einparken zu lassen bis zu einem bestimmten Punkt etwa einen Kilometer die Straße hinunter, damit die Parkmöglichkeiten am Kloster besser aufgeteilt werden. Das Problem ist, dass die Spielstätte in einem Tal liegt und die Funkverbindung dort bei solchen Entfernungen manchmal abbricht. Deshalb musste ich mich mit den mir zuständigen Parkplatzdienstlern aufteilen, damit einer oder zwei in der Nähe des Klosters bleiben, um die Funkverbindung mit dem Rest des Teams zu halten, während der andere bis zum Ende des zu beparkenden Seitenstreifens die Autofahrer weiter einweist. Als wäre das nicht herausfordernd genug, mussten wir gleichzeitig auch aufpassen, dass die Fahrer sich nicht vor einer Einbiegung eines Landweges an der Landstraße stellen – obwohl der Straßeneinschnitt entsprechend von uns markiert wurde, damit landwirtschaftlicher Verkehr durchfahren kann. Da muss man dann auch mal ein paar hundert Meter die fertig zugeparkte Landstraße hochrennen, um den Kollegen Bescheid zu geben, damit diese dem restlichen Parkplatzdienst-Team weiterfunken können, dass alles voll ist und sie bitte keine durchfahrenden Autos mehr zu uns weiterschicken sollen. Man sieht: Es ist immer spannend und abwechslungsreich beim Parkplatzdienst!
Die Dienste gehen meistens nur ein paar Stunden und die Zeit vergeht schnell wenn man mit den Leuten spricht, sie beim Einparken anleitet und natürlich auch die verschiedenen Autos bewundert. An großen Spielstätten kann man, wie bereits gesagt, zu zweit oder dritt am selben Ort eingeteilt sein und so auch mit seiner Kollegin oder seinem Kollegen ins Gespräch kommen. Dazu kommt, dass man, gerade wenn man im Rheingau lebt, oft unerwartet Bekannte bei der Arbeit trifft, was jedes Mal lustig ist. Es wird auch immer wieder angeboten, mehr zu arbeiten und entsprechend mehr zu verdienen, wenn man will: Beispielsweise kann man bei einem Ausfall über eine Tauschbörse die Dienste anderer übernehmen und spontan bei Abbauarbeiten, Brandwache oder sonstigen Aufgaben des Technikteams nach oder während des Konzerts mithelfen, wenn es benötigt wird.
Alles in allem kann ich nur sagen, dass der Parkplatzdienst viel Spaß macht als Sommer- und Ferienjob. Das RMF schätzt seine Mitarbeiter sehr, man fühlt sich als Teil des Gesamtunternehmens und arbeitet dort in einer angenehmen Arbeitsatmosphäre, die eine gute Balance zwischen entspannter und sehr aktiver Arbeitszeit hat. Außerdem bietet das RMF viele Aufstiegs- und Einstiegsmöglichkeiten in das Unternehmen, man lernt sympathische neue Leute kennen und das alles eben in der Nähe der Heimat. Wenn du also aus dem Rheingau oder Umgebung kommst, sei dabei und bewirb dich dort! Dir wird garantiert nicht langweilig dabei. Es lohnt sich, bei der Saison 2022 als Parkplatzdienstler mitzumachen!